Eine Festung zur Hochzeit
Warum eine Festungsruine?
Hintergrund für dieses Projekt war, dass sich der Sohn meiner Schwägerin zu seiner Hochzeit keine Sachgeschenke, sondern nur Geld gewünscht hat, weil die Wohnung eine neue Einrichtung bekommen sollte.
Da die anderen Hochzeitsgäste Ihre Geldgeschenke überwiegend in Umschlägen überreichten, wollten wir dies nicht auch noch machen. Deshalb haben wir beschlossen, dem Brautpaar einen kleinen Goldbarren zu schenken. Nur - in einem Umschlag sah das auch nicht gerade gut aus und so kamen wir auf die Idee, den Barren wie einen Schatz zu verstecken. Aufgrund der Hochzeiten, bei denen ich Musik gespielt habe, konnte ich feststellen, dass die Ideen eigentlich immer die gleichen waren: Eine Schüssel oder Wanne, mit Sand oder feinem Kies aufgefüllt und mit Sandspielzeug für Kinder dekoriert. Oft kopiert und in diversen Variationen immer wieder gesehen.
Im Handel gibt es mittlerweile andere "Schatzverstecke", aber diese sind halt auch Massenware und kamen deshalb für unser Vorhaben nicht in Frage und so überlegten wir, was machbar wäre. Als ich zufällig beim Suchen auf unsere Urlaubsbilder von den alten Festungen in Italien stieß, wobei wir damals auch eine riesige Burg in der Nähe von Rovereto besichtigt hatten, kam uns die Idee, den Goldbarren in einer Burgruine zu verstecken.
Leider war für diesen speziellen Fall kein geeigneter Bausatz zu finden und so kaufte ich eine sündhaft teuere Silikonform, mit der ich die einzelnen Steine selbst gießen und diese dann nach Belieben zusammenfügen konnte. Anstatt einer Burg entstand nun eine Felsenfestung.
Um eine Schatzkammer anlegen zu können, war es erforderlich, die Ruine höher zu setzen. In meinem Lager fand ich dann noch einige Styropor-Plattenreste vom Filmset, die ich dann für das Felsplateau und eine Felswand verwenden konnte.
Planung und Vorbereitung
Da die Schatzkammer aber nicht so leicht zu finden sein sollte, habe ich mir überlegt einige Hindernisse mit einzubauen.
Auf eine zugeschnittene MDF-Platte von 40 x 30 cm wurde die Grundfläche aus Styropor geklebt und dann mittels Heißschneider, Säge und Messer geformt. Während die Fläche auf zwei Seiten stark abfällt, ist sie auf der rechten Seite angeschrägt und enthält im hinteren Teil einen Abschnitt des Aufwegs zum Festungseingang.
Als nächstes habe ich dann einige Tage lang nur Steine aus Gips und zum Teil aus Epoxidharz in verschiedenen Färbungen gegossen. Während der Trocknungszeit habe ich die (Haupt-)Schatzkammer aus verspiegelten Plexiglasplatten und polierten Plexiglaskuben angefertigt und diese zusätzlich mit einem blauen LED-Panel ausgestattet. Um die Kammer dann im Boden zu versenken, wurde ein entsprechender Ausschnitt aus der Bodenplatte geschnitten.
Da noch Platz für die Batterien benötigt wurde, der Ausschnitt in der Fläche aber sichtbar war, erhielt das Plateau noch eine Felswand als Hintergrund, in der sich eine Höhle mit einem "Scheinschatz" über der eigentlichen Kammer befand. Auch diese wurde dann mit vier weißen SMD-LEDs hell ausgeleuchtet.
Nachdem der Grundriss festlag und auch die ersten Steinreihen gesetzt wurden, erhielten der Innenhof und die Gebäude Bodenplatten aus bedrucktem Karton.
Nachstehend die Fotos.
Fertigstellung
Nachdem die Mauern gesetzt waren, wurde die Schatzkammer eingebaut und komplettiert, damit sie nicht sofort auffindbar war. Im gleichen Zug musste auch die Felswand mit der Felsenhöhle angefertigt werden. Diese Arbeiten waren sehr aufwändig, da hier alles passgenau anzufertigen war und auch kein Lichtschimmer durchdringen durfte.
Als dann die Ruine soweit fertig gestellt war, wurden die Felsen mit verschiedenen Grautönen verwittert und gealtert und an den Abbruchkanten noch mit etwas kiesigem Material bestreut. Eine Begrünung aus diverser Modellbaudeko vervollständigte das Diorama.
Um dem Brautpaar die Suche etwas zu erschweren, habe ich dann die Festung mit "Schutthaufen" zugedeckt, die aber - um Staub zu vermeiden - aus Styropor, Gips, Steinschutt und Streumaterial gefertigt wurden und eine Verschüttung mehr oder weniger nur andeuten.
Das Diorama selbst wurde in einer großen Attrappe versteckt, die einen großen verwitterten Steinblock darstellte. Dazu habe ich aber noch einen verrosteten Meißel - ebenfalls aus Styro und Gips - angefertigt und einen uralten Hammer dazu gelegt.
Die gesamte Bauzeit betrug ca. 270 Stunden.
Die nachstehenden Fotos sind in der Reihenfolge der Freilegung der Schatzkammer angelegt.
Die Steinattrappe
Nach dem Entfernen der Schutthaufen wird eine weitere Ruine freigelegt, an deren Rückseite sich das Felsentor zur Höhle befindet. Dieses läßt sich aber nicht öffnen, weil es durch den grauen, steinbedeckten Boden blockiert ist. Dieses kleine Hindernis gilt es erst zu überwinden.
Die Felsenhöhle
Nun galt es noch, diese Hürde zu überwinden, denn das Brautpaar wußte nun, dass sie immer noch nicht am Ziel waren. Da ich den ganzen Ablauf in ein Gedicht mit Hinweisen gepackt habe, konnten sie dann nach dem entsprechenden Hinweis den Boden verschieben und fanden dann auch die blau ausgeleuchtete Schatzkammer.
Die Schatzkammer
Die (vor-)letzte Hürde
Für die Hochzeitsfeier habe ich aber die Schatzkammer noch mit Cent-Münzen in einem Plastiktütchen aufgefüllt. Und meine Annahme erwies sich als richtig, denn die Braut holte diese heraus, ohne einen weiteren Blick in die Kammer zu werfen, auf deren Grund der Goldbarren unter dem Acrylglas lag. Nach einem Hinweis von mir schauten beide hinein und fanden dann das eigentliche Geschenk. Zum Zeitpunkt der Fotos hatte ich den Barren noch nicht, sodass ich ersatzweise Münzen eingelegt habe.